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26. Tag – Spittal – Bad Gastein

26. Tag,Samtag 23. August.

Start im Spittaler Schnürlregen

Start im Spittaler Schnürlregen

Um 13 Uhr 03 ist der Alpenkamm über den Tauern auf 2.446 Meter erreicht – mit der brennenden Fackel in der Hand und bei Schnürlregen, wie man im Alpenländischen sagt.

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In der Hagener Hütte oben gibt es die beste Kasknödelsuppe der Welt – wirklich ein Grund mal hinaufzukraxeln, falls jemand bei Gelegenheit in der Nähe ist. Und die Flamme kommt auch steil bergab, trotz Temperatursturz von zehn auf vier Grad während unserer einstündigen Pause und einsetzendem Schnürlschneeregen. Alle Läufer sind am Ende klitschdurchnässt. Dino, Peter und Jenny joggen noch die restlichen neun Kilometer durch abenteuerliche Tunnel ins Ziel nach Bad Gastein.
Die Etappe geriet zur logistischen Großaufgabe. Wir arbeiten parallel. Sieben Leute, inklusive Kameramann Tom Meffert fahren morgens Richtung Startpunkt hinter Mallnitz und schleppen sich ab Tageskilometerpunkt 45 und Höhenmeter 1680 nach oben. Theo und Kerstin laufen derweil ab morgens die Strecke mit 1200 Höhenmetern bis dahin.

Kerstin und Theo auf ebener Strecke - noch ...

Kerstin und Theo auf ebener Strecke – noch …

Sie nehmen am Ende einen zusätzlich schweren Fußweg; Kerstin bekennt nachher, die Fackel ins Gras geschleudert zu haben, vor Erschöpfung und Momentanfrust, weil die Etappe kein Ende nahm und sie und Theo das abgestellte Auto der Bergsteigergruppe erst nicht fanden. Ein Anwohnerin wies den letztlich richtigen Weg nahe der Baumgrenze. Welches Auto muss wann mit wem wohin, um wie wann von wem übernommen zu werden? Alle Autos inklusive, die beiden Dauer-Läufer und die beiden Radler mussten kurz vor Ende per Zug-Shuttle durch die Tauernschleuse.

t-schleuse1t-schleuse2t-schleuse3Autoschlüssel werden hinter Reifen deponiert weil sie von anderen später übernommen werden. Oben zittern die Berggeher.
Die längste Etappe: 74 Kilometer. Und das Beste kam am Schluss, zumindest nachträglich. Die Telefone glühen. Weil Kerstin um 18 Uhr 16 im Zug nach Hause sitzen muss, stellt sie das Auto vor dem Bergmassiv auf den Zug und macht sich (dürstend, verfroren, ungeduscht nach 45 Kilometer laufen) von dannen. Am anderen Ende des Bergs holt Helmut den Automatik-Wagen ab, steigt ein, verwechselt Vorwärts- und Rückwärts, hopst zurück und verkeilt sich mit der Anhängerkupplung am Nummernschild des dahinter stehenden Wagens. Das ungewollte Gespann kann durch Heckhopsen getrennt werden, um so ein permanentes Hin- und Hershuttlen durch die Tauernschleuse zu verhindern. Aber das Nummernschild des Unfallopfers ist verbogen. Reisenaufregung! Die Polizei muss kommen, ein Protokoll wird aufgenommen. Die Unfallopfer bleiben untröstlich in ihrer Empörung. Wir bedauern die arme Polizei, sich mit solchem Bagatell-Unfug abgeben zu müssen.

Nach ein paar Bier (das Wirtshaus Jägerhäusl hatte ganz traditionell zu Schweinsbraten mit Knödel und Krautsalat eingeladen) wird das Ärgernis zum vielbelachten Spaßevent.

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Der großartige Schweinsbraten vom Jägerhäusl in Bad Gastein

Der großartige Schweinsbraten vom Jägerhäusl in Bad Gastein

Heinz dankt Chriszian Seel, dem Wirt vom Jägerhäusl in Bad Gastein

Heinz dankt Chriszian Seel, dem Wirt vom Jägerhäusl

Jeden Tag ein Abenteuer. Das bleibt unser Motto. Und Kerstin kam pünktlich daheim an in Erlangen, wo sie hoffentlich ein heißes Bad noch konnt erlangen.

25. Tag – Villach – Spittal

25. Tag, Freitag 22. August.

Start in Villach

Start in Villach

ablauf2Spittal wird hinten betont. Das lernen wir schon lange vor dem Ziel, wenn wir nach dem Weg fragen. Wir laufen doch nicht ins Krankenhaus, sagen wir, und werden abends bei einer Stadtführung belehrt, warum das so ist: Im 16. Jahrhundert entstand der Ort durch eine Siechenanstalt mit angegliederter Kirche, daraus wurde umgangssprachlich Spittal, das Spital im Tal. Außerdem hat der kleine Ort „das schönste Renaissance-Schloss nördlich Italiens“ (Fremdenführerin) und die ältesten Platanen nördlich Italiens (300 Jahre). Wir sind beeindruckt. Die riesigen Mosaike in der katholischen Kirche entstammen der einzigen Mosaikfachhochschule der Welt nebenan im italienischen Friaul. Was es alles gibt. Wir staunen schon wieder.

Den zweiten Tag dabei ist Kerstin aus Erlangen. Sie läuft und läuft und läuft und wird jeden Tag jeden Kilometer bewältigen, immer lächelnd, als wäre es nichts. lauf1

lauf2lauf3Kerstin erweist sich als hellseherisches Phänomen: Noch bevor ein Problem auftaucht, ist sie schon mit helfender Hand zur Stelle. Die Freundin und Helferin hat mal als Polizistin gearbeitet, ob es daran liegt? Leider wird sie morgen Abend schon wieder weg müssen. Mit im Team ist jetzt auch Theo Huhnholt vom Chiemsee. Er will bis Freiburg jeden Tag jeden Kilometer laufen. Die Vorräte an Fitnesspulvern, Cremes und Powermineralien in seinen zwei großen Koffern lassen keinen Zweifel, dass das unter normalen Umständen leichtfüßig gelingen wird.

Konni zaubert am Abend anlässlich der tausend Kilometer vom Vortag ein siebengängiges Menu aus seiner rollenden Küche. Er sagt, das mache er bei jedem Lauf so, das er begleitet. Am späten Abend kehren auch die drei Hellmänner aus Aachen zurück ins Team. Mit Peter, Jenny und Marie steigt die Stimmung bei allen umgehend.

Wir freuen uns schon auf Kilometer 2000. 14 Gänge, Konni? Das müsste rund um Straßburg so weit sein.