22. Tag, Dienstag 19. August.
Ljubljana, welch prächtige Stadt voller Barock, vielen eleganten Geschäften ohne großes Schickimicki, netten Gassen, vielen Brücken, Legenden und Eisdielen. „Die schönste Stadt Europas“ sagt der Bürgermeister mit der Fackel in der Hand. Nach der Stadtführung glaubt man das tatsächlich.
Schönheit verliert bei dunkelgrauem Himmel einiges an Reiz. Kurz hinter Ljubljana fängt es am nächsten Morgen an zu nieseln, zu regnen, zu schütten, zu sturzbachen, zu sturzströmen. Das Elend hat uns wieder. Entweder wird man bei Flame for Peace geröstet und ertränkt. Der Witzsommer 2014 beweist große gesamteuropäiche Einigungskraft.
Es dräut …
… und dräut …
… und schüttet
Streckenorganisator Hans führt uns über die vielbefahrene Hauptstraße Richtung Bled. Bald stehen da Schilder Radfahrer und Fußgänger verboten. Aber hatte nicht Samir gesagt, in Slowenien gibt es immer einen parallelen Fußweg? Stimmt. Für ein kleines Stück. Dann ist Schluss im prasselnden Regen. Ekelstrecke neben LKWs. Bernd raucht bei weiter forcierter Sintflut eine Zigarette in einer Marienstatue am Wegesrand: In die schreinartige Betonöffnung mit der kleinen Marienfigur passt genau ein halber Kopf und eine Fluppe. Sie bleibt trocken. Die Maria ist jetzt durchgeräuchert. Sicher gibt es bald das qualmende Marienwunder von Radovljica.
Kurz vor Bled klart es auf. Zwei ehemalige Olympia-Medaillengewinner Sloweniens begleiten uns die letzten herrlichen sechs Kilometer durchs pittoreske Hinterland zum Bleder See
Jani Klemencic im Rudern und Skialpinläufer Jure Kosir. Sloweniens aktueller Eishockeystar, Anze Kopitar, zweifacher Gewinner des Stanley-Cups mit den L.A. Kings und gerade auf Heimaturlaub, konnte kurzfristig nicht.
Vor dem Bleder Kongresscenter der nächste Bürgermeister mit gewichtigen Worten. Diesmal im Doppelsinne – er sagt, er wäre je gern ein Stück mitgelaufen, verweist indes auf seine Körperfülle. Stattdessen läd er uns zum Dreigangmenu ein. Dabei ist am Abend auch der erste Botschafter Sloweniens in den USA und spätere Präsident des Verfassungsgerichts Prof. Ernest Petric. Heinz erklärt Bled, das einstige Seebad der Kaiser, Könige und später Landsitz Titos zur Friedensstadt Europas und überreicht unsere Urkunde. Das wird dem emsigen Bürgermeister für die Wiederwahl im Oktober sicher entscheidend helfen.
Bei der Ankunftszeremonie war eine Gruppe sehr junger Wandersleut zufällig vorbeigekommen.
Pfadfinder aus der Pfalz, alle 12 und 13 Jahre alt, samt zweier älterer Begleiterinnen von 17 und 18. Sie waren vor zwei Tagen in Villach aufgebrochen und haben noch keine Unterkunft, Zelten ist fatalerweise im Naturschutzgebiet ringsum verboten. Wir schleppen sie nach Absprache mit dem Bürgermeister ab in unsere riesige Schulsporthalle. Da quatschen und kichern sie sich durch den Abend und schlafen dann beeindruckend sternförmig im Ensemble. Unser Friedenskoch Konny, selbst Pfälzer, läd seine Landsleute gleich zum Frühstück ein am Morgen. Die Kids sind glücklich: Sie sind mit vielen anderen Gruppen (Stämmen) im Wettbewerb, wer unterwegs die schönste Geschichte erlebt. Wir kennen die Sieger schon.