Archiv der Kategorie: Laufbericht

Angekommen

Am Sonntag 21.9., 14 Uhr 14, ist der Friedenslauf Flame for Peace – Jugend macht Europa, von hunderten Zuschauern umjubelt, am Aachener Elisenbrunnen angekommen. Die letzten Kilometer legten etwa 150 Läufer und Läuferinnen zurück.

Wir sind überwältigt, dankbar, erschöpft. Was machen wir jetzt? Wohin geht die nächste Etappe?

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55. Etappe Vorfinale Vossenack – Eupen

Easy going, alle laufen, viel Vennbahn, alle denken viel an den Sonntag, fünf Stunden für die letzten 38 km. Zwischendurch ist der WDR da, Bilder drehen der Läufer im Venn. Mujo ist in Kalterherberg plötzlich auch dabei – welche Freude. Mit bei uns ab Haus Ternell fünf Offiziere aus Burundi, die zu einer Ausbildung beim belgischen Militär weilen. Auch mal was Neues. Dieser Lauf geht nicht ohne Überraschungen. Gewitter kurz vor Eupen – hört das nie auf? 

Beim Empfang liest DG-Ministerin Isabell Weykmans (die erste Ministerin unterwegs, bislang hatten wir nur einen Minister – in Luxemburg) einen kompletten Liedtext von Udo Lindenberg vor. Und Bürgermeister Karl-Heinz Klinkenberg sagt: „Sie haben mit ihrem Lauf in ganz Europa viel Aufmerksamkeit erregt. Das beweist ein Blick in die internationale Presse.“ Die Belobigungen  werden immer heftiger. Danach zwei Extrakonzerte nur für uns veranstaltet. Zum Ende werden die Gastgeber immer einfallsreicher und liebevoller, als wollte einer den anderen toppen.

Abends sitzen wir da bei Konnys Finalmenu in sieben Gängen und hängen bei Pastis, Salat, Gemüsereis und Schokolade Erinnerungen nach. Was ist in den acht Wochen alles passiert… Was für Leute, was für Begegnungen! Und das soll morgen vorbei sein? Vor uns die letzte Schulhallennacht. Was werden wir die Gemeijnschaftsbettstätten vermissen. Sollten wir Peter Hellmann morgen spontan angehen, im Rhein-Maas in der Schulhalle noch eine weitere Abschlussnacht zu arrangieren….

Heinz ist gleich nach dem Empfang auf Stipviste in Aachen – zum Studio-Termin fürs Aachen-Fenster der Aktuellen Stunde.  Ach, und dann sagte der Bürgermeister noch: „Ich wünsche Ihnen in Aachen am Sonntag einen rauschhaften Empfang.“

Aachener und Aachenerinnen – jetzt seid Ihr dran.

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Auf dem Weg nach Aachen — Empfang am Bahnhof Herbesthal

 

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Auf dem Weg nach Aachen — Empfang am Bahnhof Herbesthal

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Auf dem Weg nach Aachen — Empfang am Bahnhof Herbesthal

 

53./54. Etappe Maastricht – Jülich – Hürtgenwald

Wir kommen mit dem Bloggen kaum mehr hinterher. Zu viel ist zu planen, vorzubereiten, zu checken. Seit Maastricht haben wir diverse Orte mit Durchlaufzeiten auf der Startseite flameforpeace.de veröffentlicht. Da müssen wir auch pünktlich sein, falls Gastläufer warten.

Und das tun sie auch. In Übach kommen zwei hinzu, in Freialdenhoven und Merzenhausen sind es vier, darunter der stellvertretende Bürgermeister von Jülich mit dem politischen Namen Martin Schulz. Er läuft sich selbst zum Empfang. Dabei jetzt auch Heinz Jussens Tochter und sein neunjähriger Enkel Fynn.

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Mit Ankunft im Stadtgebiet Jülich müssen wir zwei Küster anrufen. Sie wollen die Glocken läuten zur Ankunft. Emad macht das. Einen erreicht er sofort, der andere geht und geht nicht ans Telefon. Schlechte Energien zwischen dem praktizierendem Moslem und dem Christen? Akustisch klappt die große Ökumene jedenfalls noch nicht. Egal: Die Glocken der Kirche vor dem neuen Rathaus bimmeln sich einen Wolf als wir ankommen. Opa und Enkelsohn Jussen stehen da mit der Fackel. Erhebend. Wow.

Vergessen die Rückkehr des Wolkenbruch-Wetters, zudem gegen jede Vorhersage. Kerkrade/Herzogenrath, die einst durch eine Mauer des Unfriedens herzhaft getrennten Städte, erleben wir in großer deutsch-niederländischer Einigkeit: Es schüttet mittags von Locht (Achtung, Aachener Boden noch nicht betreten!) bis kurz vor Übach wie aus Eimern/Eimeren (falls es das Wort gibt, – keine Zeit nachzugucken). Egal, durch. Abends Camarel-Konzert im Brückenkopfpark, extra für uns, mit Banner und Flamme auf der Bühne. Adelheid singt live die Flameforpeace-Hymne im nahenden Gewitter. Nochmal wow!

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Morgens in Jülich wieder ein Rekord: Mehr als 100 SchülerInnen des Gymnasiums an der Zitadelle müssen mit Startnummern ausgerüstet werden. Auf geht’s für ein paar Kilometer, und endlich mal für ein Stückchen Blaulicht der Polizei dabei. In Aldenhoven besuchen wir das Bergwerksmuseum, der alte Kumpel Heinz (4,5 Jahre unter Tage in ganz jungen Jahren) wird per Urkunde zum „Friedens-Steiger“ ernannt. Dann begleitet uns eine Pferdekutsche, gezogen von zwei Rössern, Mutter und Sohn übrigens. Und mittags noch ein Empfang in Düren vor dem Rathaus. Düren und Jülich waren die beiden im Krieg meist zerstörten Städte Deutschlands – jeweils 99 Prozent aller Gebäude waren weggebombt. Eine diensteifrige Politesse verteilt derweil 15-Euro-Knöllchen an den daneben geparkten Fahrzeugen. Der stellvertretende Bürgermeister lässt sie sich aushändigen – wird auf dem kleinen Dienstweg erledigt.

„Ihr seid verdammt coole Socken“, sagt Stefan nach seiner Gastlauf von Jülich zum Blausteinsee. Er will Sonntag am Dreiländereck auf uns warten. Viele Läufer werden wir beim Winterlauf wiedersehen im Dezember (Maastrichter, Vossenacker und einige andere haben erzählt, dass sie einen Startplatz ergattert haben). Von uns wird es im flame-Hemd auch ein halbes Dutzend sein.

Vossenack, Zielort. Unten in Zerkall warten knapp 20 Hürtgenwald-Jogger auf uns. Sie haben sich Laufshirts wie unsere machen lassen, toll. Die Gemeindeverwaltung hier, allen voran Romina Leisten, stellt Fantastisches auf die Beine. Auch die berühmte Kirche von Vossenack (die Frontlinie lief hier während der Schlacht im Hürtgenwald zeitweise mitten hindurch) lässt die Glocken läuten dass die Ohren dröhnen. Zwei Dutzend Frauen wedeln mit Fähnchen und rasseln die Rasseln, als wir oben ankommen. Abends: Grilleinladung, gesponsort vom Rureifel-Tourismus. Deren Leiter heißt Gotthard Kirch – geht es christlicher? Aber es passtzu Eifelllanden: Wir übernachten bei Pater Daniel im Klosterinternat der Franziskaner. Wieder was Neues, im Kloster. Und was ist Pater Daniel für eine Type. Kommt abends von einer Dienstreise aus München zurück, läuft uns auf einer Treppe von oben ergeben, fast wie Lou van Burg einst seine Showtreppe. Und erweist sich als großer Entertainer, sozial engagiert vor allem für Flüchtlingskinder. Er schafft sofort den Spagat zwischen Unterhaltung und Ergriffenheit.

Was die Läufer alle laufen. Nikoleta hat ihr Pensum verdoppelt, von 15 täglich auf 30 Kilometer. Christian genauso, binnen drei Tagen von 10 auf gut 20 am Tag. Er warnt vor dem Genuss der Schokolade: „5 Sekunden im Mund, 5 Stunden im Magen, Jahre auf den Hüften.“ Die drei Ultras dieser Woche sind ohnehin eine andere Welt; 66 km Maastricht-Jülich laufen sie alle durch, Henry mit Puls 100, wie er sagt. Björn macht schon mal privat Nachtläufe: 110 Km. Helmut läuft auch alles durch, verblüffenderweise mit kleinem Bauchansatz – er kannte Christians weisen Schokoladen-Spruch vorher noch nicht. Fabian war wieder ein Stück dabei und hat gleich seinen Papa mitgebracht. Nur das Filmteam läuft allenfalls davon: Daggi und Tom erliegen in Jülich und Vossenack dem Ruf des nahen heimischen Bettes und shuttlen nach Aachen.

Noch zwei Tage. Wir hoffen auf hunderte Begleiter Sonntag zum Zieleinlauf: Leute, schnürt Eure Laufschuhe, Turnschuhe, Stiefel. Dreiländereck 12 Uhr 15, Waldstadion 13.15, Ludwig-Kuhnen-Stadion 13:30 und für die konditionsärmeren Schichten: Kurz vor 14 Uhr Ecke Templergraben/Pontstraße. Notfalls auch barfuß.

PS Olaf Müller, Leiter des Kulturbetriebs der Stadt Aachen, kommt uns in Vossenack zum Frühstück besuchen und berichtet vom Stand der Dinge Sonntag 14 Uhr. Er lese immer begeistert unseren blog, sagt er. Soll er jetzt mal was über sich lesen.

51. und 52. Etappe St. Vith – Spa – Maastricht

Wir haben das 12. Land unserer Tour erreicht: Niederlande. 55 km Laufstrecke: Helmut, Henry und Björn haben wie gestern alles absolviert. Der Rest war nur Beiläufer. Was für ein Spektakel: In Eijsden (Grenzort, 10 km vor der Stadt der Verträge) empfangen und 15 LäuferInnen vom Club Atletiek Maastricht. Und Emad ist wieder da. Jubel, Umarmungen. Und Nikoleta. Jubel, Umarmungen. Und Marie (samt vier Freundinnen plus Hund). Und Jürgen als Begleiter. Noch mehr Jubel und Umarmungen.

Dann geht es im schönsten Altweiberwetter bis 2 Kilometer vor Maastricht direkt an die Maas. Ein Riesenboot, einem Drachenboot ähnlich, nimmt Emad, die Fackel und unsere Musikbox an Bord. Dann schießen die acht mächtigen Ruderblätter ins Wasser, das Boot braust majestätisch Richtung Ciry, begleitet vom Fernsehteam in einem Extramotorboot (die Maastrichter haben wirklich alles organisiert). Unsere Hymne ertönt kraftvoll über den Fluss. . Es ist fast wie bei Fitzcarraldo. Nur Caruso fehlt. Und Klaus Kinski.

Bürgermeister Onno Hoes empfängt uns im prachtvollen Rathaus. Er sagt: „Europa braucht Leute wie Sie. Sie laufen uns allen ein Stück voraus.“ Ein großes Kompliment. Danach gibts im Kellergewölbe gemeinsam mit den Maastrichter Ortsläufern ein üppiges Bufett. Abends ein Novum: Erstmals schlafen wir in Zelten. Haben die Pfadfinder für uns gebaut. Das ganze im Wassersportclub mit Clubhaus und Fluss-Terrasse. Wunderbar. „Frieden macht ganz schön viel Arbeit“ (Giana Haas), aber manchmal auch ganz ganz großen Spaß (wenn nur die stundenlangen Tagesplanungen nicht wären, die langen Debatten, auch das Blogschreiben). Naja, letzteres macht schon wieder Spaß nach so einem Tag.

Tags zuvor (51. Etappe) waren wir von St. Vith nach Spa gelaufen. Neuer Rekord: 68 Kinder laufen am Morgen mit, manche einen Kilometer, manche zwei, andere wollen mehr, aber die Lehrer sind so furchtbar realistisch und wissen, dass sie die gleiche Strecke wieder zurückmüssen. 50 Kilometer und alles (bis auf Kleinigkeiten) auf drei verschiedenen Radwegen. Vennbahn und zweimal Ravel-Weg.