Archiv der Kategorie: Laufbericht

39. Etappe Weil – Freiburg

Freitag, 5. September – Samstag 6. September.

Wir verabschieden uns vom Rhein. Das Wasser steht erstaunlicherweise nicht sehr hoch und Susanne nimmt ein kühlendes Fußbad. Denn es ist warm, Leute! Die Sonne scheintzumindest zeitweise, und das tut so gut!

fussbad-im-rhein-webNun geht es am badischen Wein entlang Richtung Schwarzwald.laeufer-oben-am-rhein-web

peter-vor-weinberg-webDino übernimmt die Fackel, 15 km will er laufen.

dino-nimmt-fackel-webDann passiert, was sich bisher vermeiden lies: ein falscher Tritt und er stürzt. Vorbei ist es mit dem Laufen. Fahrradfahren geht so gerade noch. dino-und-karl-webUnd erstmal ist unklar, wie schlimm er verletzt ist, wie lange er ausfällt. Peter überbringt die schlechte Nachricht, die Stimmung ist entsprechend gedämpft. Die Läufer werden erst mit einiger Verspätung am Zielort sein.peter-am-brunnen-webDoch dann kommen sie endlich, eine knappen Stunde später als erwartet, allen voran Brigid Wefelnberg. Die gebürtige Amerikanerin lebt seit 1988 in Süddeutschland. Sie nennt sich selbst hoffnungslose Abenteuerin, macht seit 15 Jahren Alpinläufe, Wüstenrennen und Ultramarathons weltweit. Ihre heutige Herausforderung: die Fackle ins Freiburger Rathaus tragen.8brigidansprache-fb-webzeitung

Gut, das in Freiburg ein Ruhetag geplant ist. So können sich alle, erholen, allen voran Dino. Der einzige Tagespunkt: Stadführung.

stadfuehrungAm Freiburger Münster gibt es einen Wassespeier, der es den Fotografen besonders angetan hat.wasserspeierDie bunten Glasfenster im Münster sind noch original. Sie wurden im Krieg entfernt und sicher gelagert. Die gotischen Fenster im Langhaus wurden von den Handwerkszünften bezahlt, die dafür im Fenster ihr Logo hinterlassen haben.buntfenster schmiedelogoDie Führung durchs Münster blieb kurz, denn ein Orgelkonzert stand an. Wer Dagmar kennt, weiß, dass sie im Münster blieb, die anderen gingen noch das Ellenmaß überprüfen, das am nordwestlichen Strebepfeiler des Turms in die Wand eingelassen ist. organistelle-gela elle-karl elle-susanne elle-tom

 

36. Etappe Konstanz – Schaffhausen

Dienstag, 2. September.

Roland und Andrea Didra von der Friedensinitiative Konstanz bringen uns Frühstücksbrötchen. roland-undUnd erzählen die Story vom Bäcker und den Leuten vom Rüstungsbetrieb, die dem Bäcker sagten, dass sie nicht mehr bei ihm kaufen würden, sollte dieser an die falschen (oder richtigen?) Leute Brötchen liefern. Und sie erzählen die Story vom strafversetzten Pfarrer, der die Website Waffen vom Bodensee aufgebaut hat.

Heute verlässt uns Peter Hellmann zum zweiten Mal – allerdings mit dem Ausblick auf erneutes Wiedersehen in Straßburg. Mit Schülern vom Rhein-Maas Gymnasium. Wir freuen uns drauf!

Und wir haben weitere Verstärkung bekommen. Zum einen laufen zwei Freunde von Konni aus Weißrussland mit. Galina und Genadi begleiten uns jetzt für zwei Wochen!! Herzlich willkommen!ga-geUnd dann ist ja noch Peter Bartels Tochter Susanne dabei. Sie ist gestern schon auf den letzten 6 Kilometern bis Konstanz eingestiegen, heute legt sie mit 20 km richtig los nach dem Abtrocknen :)

su-baDann kam noch Matthias aus dem schweizer Wiel. Er kann nur einen Tag mitlaufe, aber das tut er gründlich: von Berlingen bis Mammern und dann nochmal von Stein am Rhein bis Schaffhausen. Sieben Ortsläufer aus Konstanz laufen bis zum ersten Zwischenstopp in Berlingen mit.

ortslaeufer Jean Pierre und Siegbert entschließen sich spontan, bis Mammern weiterzulaufen – und dann nochmal bis Stein – weil es so schön ist :)

ablaufam-rheinabklatschenUnd das ist es wirklich. Die Sonne scheint, es bleibt trocken und der Weg führt häufig am Rhein entlang. Romantische kleine Städtchen. Stein ist das romantischste von allen. stein stein-2

Mittagspause. Ein Jagdhorn ertönt. Ungewohnte Klänge, nicht leicht zu orten. Eine Frau steht unter einem Baum und bläst ins Horn bis sie aus der Puste ist. Sie geht auf die Jagd, erzählt sie, und beherrscht als eine der wenigen Frauen auch das Blasinstrument dazu.jagdhornIn Schaffhausen werden wir im Haus der Wirtschaft empfangen – nebenan ein ehemaliges „Haus des Streits“, erzählt man uns, eines Nachbarschaftsstreits. Doch seit 1788 heißt es die Wirtschaft zum Frieden. Wie passend.friedenswirtschaft

Die Kinder der Schulklasse, die auf dem letzten Kilometer mitliefen, stürzen sich auf die wohlverdienten Chips und Brötchen.jungs-am-tisch

Unsere Unterkunft heute – ein umgebauter Luftschutzbunker. Kaserne hatten wir ja schon, in Ustikolina, Bosnien. Bunker ist neu im Übernachtungsrepertoir.zivilschutz bunkertuerUnd dann noch das – als bliebe einem nix erspart. Tom und Heinz wollen den Renault plus Anhänger, der noch in Lindau steht, mal eben abholen und nach Laufenberg bringen. Unterwegs – Schwertransporter, Staus, die Fahrst wird zur 6-(SECHS!)stündigen Tortur. Die Armen sind erst spät in der Nacht wieder zurück, werden aber wenigstens noch führsorglich bekocht.

35. Etappe Lindau – Konstanz

Montag, 1. September.

Ein unglaublich üppiges und vielfältiges Frühstücksbuffet der Pfarrgemeinde St. Johannes in Bodolz stärkt uns für den kommenden Tag. Mindestens fünf agile Frauen bewirten und betreuen uns rundum. Herzlichen Dank dafür!l-fruehbuffetDanach geht es wieder auf die Piste. Rundum den schönen Bodensee. bodenseeKaum eine Region in Deutschland beherbergt mehr Rüstungsbetriebe als die Gegend um den See. Z.B. am Zwischenstopp Friedrichshafen. Hier liefert MTU/Tognum die Motoren für den Leopard-Panzer, ZF – die Zahnradfabrik Friedrichshafen das Getriebe. Der DGB und verdi empfangen die Läufer vor dem Zeppelinmuseum mit Kuchen und Getränken um gemeinsam ein Zeichen zu setzen – gegen Rüstungswirtschaft – für Frieden.dgbIn Meersburg ist auf einmal Mujo wieder da. Und Susanne, Peter Bartels Tochter. Und Ursula. Und drei Ortsläufer holen uns ab. Willkommene Verstärkung. Gemeinsam geht es auf die Fähre nach Konstanz.ankunft-an-faehrek-3ortslaeuferauf-faehre2auf-faehreIn Konstanz selbst gibt es die schon bekannte Frage: aus welcher Richtung kommen wohl die Läufer? Fahnenschenker sind angekündigt. Wie stellen wir es an, dass wir die mit der Kamera einfangen und auch die Ankunft der Läufer? Nachdem wir das mit lokalen Betreuern ausgiebig erörtert haben geht das Filmteam in Position und wartet. Nur um dann vom Ertönen der Hymne überrascht zu werden und festzustellen, dass die Läufer erstens zu früh, zweitens von der anderen Seite kommen. Ein Wunder, dass doch noch einige Bilder gelingen.fahnenschwrundek-buergermeistertransparentmujovatertochter

 

34. Etappe Isny – Lindau

34. Tag, Sonntag, 31. August.

Heute musste erstmal eine Banane im Bauch reichen. Frühstück gab es erst 9 km später. 9kmDie Eltern von Jennys Freundin haben in einen Bauernhof in Ratzenried, idyllisch und ruhig, besonders am Sonntagmorgen.

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Hier wurde üppig aufgetischt, Pflaumenkuchen von eigenen Pflaumen und Hollersirup inklusive.

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Unser Laufplkan wird lokal-fachkundig begutachtet

Unser Laufplan wird lokal-fachkundig begutachtet

Kaum am Bodensee angekommen ist es mit dem trockenen Wetter schon wieder vorbei.

regen Trotz extrem leckerer und nahrhafter Kuchen gebacken von den Friedensleuten der Villa Lindenhof kommt keine wirklich frohe Stimmung auf, der Blick aus den Friedensräumen raus Richtung See leicht betrübt. Bodensee im Dauerregen.

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Einsam traurige Friedensfackel im Bierglas

Einsam traurige Friedensfackel im Bierglas

Start bei den Friedensräumen - bei Regen

Start bei den Friedensräumen – bei Regen

Der Regen hört auch bis zum Empfang im Rathaus nicht auf. Völlig durchnässt geht’s in den holzgetäfelten Saal. Das Hotel Lindauer Hof reicht einen Stapel Handtücher rein – die Rettung! Und das Hotel Helvetia bietet den Läufern an, bei ihnen zu Duschen, denn in der heutigen Unterkunft in der Pfarrgemeinde St. Johannes in Bodolz gibt es zwar eine schöne Kirche und einen Raum zum schlafen für uns, aber leider weder Duschen noch warmes Wasser.

Ankunft im Rathaus - bei Regen

Ankunft im Rathaus – bei Regen

handtuecherheinz-handtuch

So können alle doch noch trocken und aufgewärmt Matisse genießen. Freikarten für einen Abendveranstaltung: am letzten Tag der Ausstellung führt Kurator Roland Doschka durch die Jazz Suite und erläutert frühe Zeichnungen, erzählt eine Geschichte nach der anderen, nicht nur über Matisse, auch über seine Zeitgenossen und Arbeitskollegen Picasso, Miro und Chagall. Ob sie auch Freunde waren, wie er behauptet, wird von manchem angezweifelt. Ebenso, ob sich Matisse wirklich intensiv mit der deutschen Romantik beschäftigt hat und ob die unterschiedlichen Blaus wirklich die Bedeutung haben, die Doschka in ihnen sieht. Doch die Erzählungen über das Leben von Matisse lassen lebhafte Bilder vor dem inneren Auge entstehen. Und es gibt ja auch die Alternative: der hervorragende Film Die Großen der Moderne läuft in einem Nebenraum.

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