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Angekommen

Am Sonntag 21.9., 14 Uhr 14, ist der Friedenslauf Flame for Peace – Jugend macht Europa, von hunderten Zuschauern umjubelt, am Aachener Elisenbrunnen angekommen. Die letzten Kilometer legten etwa 150 Läufer und Läuferinnen zurück.

Wir sind überwältigt, dankbar, erschöpft. Was machen wir jetzt? Wohin geht die nächste Etappe?

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53./54. Etappe Maastricht – Jülich – Hürtgenwald

Wir kommen mit dem Bloggen kaum mehr hinterher. Zu viel ist zu planen, vorzubereiten, zu checken. Seit Maastricht haben wir diverse Orte mit Durchlaufzeiten auf der Startseite flameforpeace.de veröffentlicht. Da müssen wir auch pünktlich sein, falls Gastläufer warten.

Und das tun sie auch. In Übach kommen zwei hinzu, in Freialdenhoven und Merzenhausen sind es vier, darunter der stellvertretende Bürgermeister von Jülich mit dem politischen Namen Martin Schulz. Er läuft sich selbst zum Empfang. Dabei jetzt auch Heinz Jussens Tochter und sein neunjähriger Enkel Fynn.

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Mit Ankunft im Stadtgebiet Jülich müssen wir zwei Küster anrufen. Sie wollen die Glocken läuten zur Ankunft. Emad macht das. Einen erreicht er sofort, der andere geht und geht nicht ans Telefon. Schlechte Energien zwischen dem praktizierendem Moslem und dem Christen? Akustisch klappt die große Ökumene jedenfalls noch nicht. Egal: Die Glocken der Kirche vor dem neuen Rathaus bimmeln sich einen Wolf als wir ankommen. Opa und Enkelsohn Jussen stehen da mit der Fackel. Erhebend. Wow.

Vergessen die Rückkehr des Wolkenbruch-Wetters, zudem gegen jede Vorhersage. Kerkrade/Herzogenrath, die einst durch eine Mauer des Unfriedens herzhaft getrennten Städte, erleben wir in großer deutsch-niederländischer Einigkeit: Es schüttet mittags von Locht (Achtung, Aachener Boden noch nicht betreten!) bis kurz vor Übach wie aus Eimern/Eimeren (falls es das Wort gibt, – keine Zeit nachzugucken). Egal, durch. Abends Camarel-Konzert im Brückenkopfpark, extra für uns, mit Banner und Flamme auf der Bühne. Adelheid singt live die Flameforpeace-Hymne im nahenden Gewitter. Nochmal wow!

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Morgens in Jülich wieder ein Rekord: Mehr als 100 SchülerInnen des Gymnasiums an der Zitadelle müssen mit Startnummern ausgerüstet werden. Auf geht’s für ein paar Kilometer, und endlich mal für ein Stückchen Blaulicht der Polizei dabei. In Aldenhoven besuchen wir das Bergwerksmuseum, der alte Kumpel Heinz (4,5 Jahre unter Tage in ganz jungen Jahren) wird per Urkunde zum „Friedens-Steiger“ ernannt. Dann begleitet uns eine Pferdekutsche, gezogen von zwei Rössern, Mutter und Sohn übrigens. Und mittags noch ein Empfang in Düren vor dem Rathaus. Düren und Jülich waren die beiden im Krieg meist zerstörten Städte Deutschlands – jeweils 99 Prozent aller Gebäude waren weggebombt. Eine diensteifrige Politesse verteilt derweil 15-Euro-Knöllchen an den daneben geparkten Fahrzeugen. Der stellvertretende Bürgermeister lässt sie sich aushändigen – wird auf dem kleinen Dienstweg erledigt.

„Ihr seid verdammt coole Socken“, sagt Stefan nach seiner Gastlauf von Jülich zum Blausteinsee. Er will Sonntag am Dreiländereck auf uns warten. Viele Läufer werden wir beim Winterlauf wiedersehen im Dezember (Maastrichter, Vossenacker und einige andere haben erzählt, dass sie einen Startplatz ergattert haben). Von uns wird es im flame-Hemd auch ein halbes Dutzend sein.

Vossenack, Zielort. Unten in Zerkall warten knapp 20 Hürtgenwald-Jogger auf uns. Sie haben sich Laufshirts wie unsere machen lassen, toll. Die Gemeindeverwaltung hier, allen voran Romina Leisten, stellt Fantastisches auf die Beine. Auch die berühmte Kirche von Vossenack (die Frontlinie lief hier während der Schlacht im Hürtgenwald zeitweise mitten hindurch) lässt die Glocken läuten dass die Ohren dröhnen. Zwei Dutzend Frauen wedeln mit Fähnchen und rasseln die Rasseln, als wir oben ankommen. Abends: Grilleinladung, gesponsort vom Rureifel-Tourismus. Deren Leiter heißt Gotthard Kirch – geht es christlicher? Aber es passtzu Eifelllanden: Wir übernachten bei Pater Daniel im Klosterinternat der Franziskaner. Wieder was Neues, im Kloster. Und was ist Pater Daniel für eine Type. Kommt abends von einer Dienstreise aus München zurück, läuft uns auf einer Treppe von oben ergeben, fast wie Lou van Burg einst seine Showtreppe. Und erweist sich als großer Entertainer, sozial engagiert vor allem für Flüchtlingskinder. Er schafft sofort den Spagat zwischen Unterhaltung und Ergriffenheit.

Was die Läufer alle laufen. Nikoleta hat ihr Pensum verdoppelt, von 15 täglich auf 30 Kilometer. Christian genauso, binnen drei Tagen von 10 auf gut 20 am Tag. Er warnt vor dem Genuss der Schokolade: „5 Sekunden im Mund, 5 Stunden im Magen, Jahre auf den Hüften.“ Die drei Ultras dieser Woche sind ohnehin eine andere Welt; 66 km Maastricht-Jülich laufen sie alle durch, Henry mit Puls 100, wie er sagt. Björn macht schon mal privat Nachtläufe: 110 Km. Helmut läuft auch alles durch, verblüffenderweise mit kleinem Bauchansatz – er kannte Christians weisen Schokoladen-Spruch vorher noch nicht. Fabian war wieder ein Stück dabei und hat gleich seinen Papa mitgebracht. Nur das Filmteam läuft allenfalls davon: Daggi und Tom erliegen in Jülich und Vossenack dem Ruf des nahen heimischen Bettes und shuttlen nach Aachen.

Noch zwei Tage. Wir hoffen auf hunderte Begleiter Sonntag zum Zieleinlauf: Leute, schnürt Eure Laufschuhe, Turnschuhe, Stiefel. Dreiländereck 12 Uhr 15, Waldstadion 13.15, Ludwig-Kuhnen-Stadion 13:30 und für die konditionsärmeren Schichten: Kurz vor 14 Uhr Ecke Templergraben/Pontstraße. Notfalls auch barfuß.

PS Olaf Müller, Leiter des Kulturbetriebs der Stadt Aachen, kommt uns in Vossenack zum Frühstück besuchen und berichtet vom Stand der Dinge Sonntag 14 Uhr. Er lese immer begeistert unseren blog, sagt er. Soll er jetzt mal was über sich lesen.

41. Etappe Lahr – Straßburg

Montag 8. September.

Immer noch Sommer! Das hebt die Laune. Die SchülerInnen des Rhein-Maas Gymnasiums Lia, Jenny, Nick, Robin, Jassin und Alex sind gut drauf und unermüdlich laufbereit.

morgens unterwegs fackelgruppe-pauseAuch R(du)olf ist wieder da! Er hatte sich ja die Viel-Länder-Etappe ausgesucht: Kroatien, Slowenien, Italien, Österreich. Jetzt hängte er noch einen Tag Deutschland – Frankreich dran, weil’s so schön war mit flame for peace zu laufen :)

laeufer-mit-rolf laeufer-mit-rolf2Es ist nicht immer so einfach, einen geeigneten Ort für die Mittagspause zu finden. Der heutige sieht idyllisch aus, aber es ist saulaut, LKWs donnern an der nahegelegenen Straße vorbei.mittagspauseIn Kehl machen wir Zwischenstopp. Kehl hat neben seinem Oberbürgermeister drei ehrenamtliche Bürgermeister. Einer davon empfängt uns vor dem Rathaus.

ehrenamt-burgermeistrmgfjrmgs-klatschen kreis-rmgAnschließend geht es über die Passerell des Deux Rives, eine Fußgänger und Radfahrerbrück, die Kehl mit Straßburg, Frankreich mit Deutschland verbindet. Sie wurde als Symbol des zusammenwachsenden Europas gebaut, war das Herzstück der grenzüberschreitenden Landesgartenschau von 2004. passerelleJeden ersten Mittwoch im Monat laden die elsässischen und badischen Mitglieder der Initiative Garten // Jardin zu Nachmittagskaffee und -kuchen ein und tauschen sich zu grenzüberschreitenden Themen aus. Heute ist Montag, kein Kuchentreff – also organisieren wir unseren eigenen :)

paceflaggekuchen-heinz kuchen kuchensahnermg-allepeterhdie-bartelskreis-passerelleVon hier aus geht es mit Gastläufern und begleitet von Polizisten auf Fahrrädern auf den letzten Abschnitt der Strecke – zum Rathaus in Straßburgradpolizeivo-hihalbkreis-mit-hund hund

40. Etappe Freiburg – Lahr

Sonntag 7. September.

Das Ruhen ist vorbei, heut geht es wieder auf die Piste. Vorübergehend mit nur einem Begleitfahrzeug und die bange Frage ist, passt alles Gepäck ins Auto? Doch das Fassungsvermögen ist größer als geschätzt – alles ordentlich verpackt.

gepaeck-im-autoAuch das Kühlschrankproblem ist auf einmal gelöst. Nämlich: gestern musste Konni das Ableben seines alten ihn lange begleitenden Schätzchens vermelden. Leichte Panik kam auf, den es gibt zu kühlende Medikamente und – stellt euch vor – wir haben plötzlich Sommer! Doch der gute Geist und Hausmeister Thomas Herdeg sagt: Ich hab einen übrig, den kannste haben. Wow! Im Tausch bekommt er Kirschwasser aus dem Gute-Gaben-Fundus, er möge ihm wohl munden.kuehlschrank Überhaupt -Thomas Herdeg hat extra für uns noch einen Schließzylinder in die Sporthallentür eingebaut, so daß niemand Wache halten musste. Und er kam immer wieder mal zu einem netten Plausch vorbei und wurde auch beköstigt.

Dino geht es wieder besser, auch wenn er heute noch nicht wieder läuft. Nach dem Frühstück kommen noch Andrea und Robin. Passt das dann auch noch alles mit dem Gepäck und mit der Planung? Andrea will die ganze Strecke laufen und ist so schnell auf der Piste, dass man nur noch ihren Rucksack sieht – und der passt auch noch rein ins Auto.andreas-rucksack Robin hat auch nicht viel dabei für diesen einen Tag. Vor allem seine Laufschuhe sind – doch dazu später.robinRobin – ich kann es gar nicht glauben – läuft bis zu 20 km barfuß auf Asphalt, je nach Zustand des Belags. Ich kann an seinen Füßen nichts ungewöhnliches entdecken. Robin erzählt, es ist die Technik, das richtige Aufsetzen des Fusse, was dieses Barfußlaufen über größere Distannzen möglich macht.

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Los gehts … aufbruch

… und bald treffen wir auch Andrea wieder. andrea-laeuftDie Läufer sind überglücklich über ihre Ortskenntnisse. Sie ist die Strecke schon gelaufen, kommt auch hier aus der Gegend. Also einfach draufloslaufen unter ihrer Führung, kein umständliches und widersprüchliches Interpretieren von Karte und Navi.laufgreuppe3laeufer-v-hifackel-an-robinIrgendwann steigt Robin dann auf seine Laufschuhe um. Siehe unten – ohne Worte.robins-laufschuhe robin-mit-laufschuhenKurz vor Lahr bekommen wir dann noch Verstärkung von ein paar Kindern und von den gut gebauten Kerlen des hiesigen Kampfsport Clubs.laufnummer-an-jungenkampfsportgruppeBei der Ankunft in Lahr ist Peter Helmann wieder da! Mit Kollegin Ruth Biesing und sechs SchülerInnen des Rhein-Maas Gymnasiums. Und Franz Josef verstärkt die Fahrermannschaft.peterh3schuelerziel gruppenfoto