Archiv des Autors: Dagmar Diebels

40. Etappe Freiburg – Lahr

Sonntag 7. September.

Das Ruhen ist vorbei, heut geht es wieder auf die Piste. Vorübergehend mit nur einem Begleitfahrzeug und die bange Frage ist, passt alles Gepäck ins Auto? Doch das Fassungsvermögen ist größer als geschätzt – alles ordentlich verpackt.

gepaeck-im-autoAuch das Kühlschrankproblem ist auf einmal gelöst. Nämlich: gestern musste Konni das Ableben seines alten ihn lange begleitenden Schätzchens vermelden. Leichte Panik kam auf, den es gibt zu kühlende Medikamente und – stellt euch vor – wir haben plötzlich Sommer! Doch der gute Geist und Hausmeister Thomas Herdeg sagt: Ich hab einen übrig, den kannste haben. Wow! Im Tausch bekommt er Kirschwasser aus dem Gute-Gaben-Fundus, er möge ihm wohl munden.kuehlschrank Überhaupt -Thomas Herdeg hat extra für uns noch einen Schließzylinder in die Sporthallentür eingebaut, so daß niemand Wache halten musste. Und er kam immer wieder mal zu einem netten Plausch vorbei und wurde auch beköstigt.

Dino geht es wieder besser, auch wenn er heute noch nicht wieder läuft. Nach dem Frühstück kommen noch Andrea und Robin. Passt das dann auch noch alles mit dem Gepäck und mit der Planung? Andrea will die ganze Strecke laufen und ist so schnell auf der Piste, dass man nur noch ihren Rucksack sieht – und der passt auch noch rein ins Auto.andreas-rucksack Robin hat auch nicht viel dabei für diesen einen Tag. Vor allem seine Laufschuhe sind – doch dazu später.robinRobin – ich kann es gar nicht glauben – läuft bis zu 20 km barfuß auf Asphalt, je nach Zustand des Belags. Ich kann an seinen Füßen nichts ungewöhnliches entdecken. Robin erzählt, es ist die Technik, das richtige Aufsetzen des Fusse, was dieses Barfußlaufen über größere Distannzen möglich macht.

robins-fuesse robins-fuss

Los gehts … aufbruch

… und bald treffen wir auch Andrea wieder. andrea-laeuftDie Läufer sind überglücklich über ihre Ortskenntnisse. Sie ist die Strecke schon gelaufen, kommt auch hier aus der Gegend. Also einfach draufloslaufen unter ihrer Führung, kein umständliches und widersprüchliches Interpretieren von Karte und Navi.laufgreuppe3laeufer-v-hifackel-an-robinIrgendwann steigt Robin dann auf seine Laufschuhe um. Siehe unten – ohne Worte.robins-laufschuhe robin-mit-laufschuhenKurz vor Lahr bekommen wir dann noch Verstärkung von ein paar Kindern und von den gut gebauten Kerlen des hiesigen Kampfsport Clubs.laufnummer-an-jungenkampfsportgruppeBei der Ankunft in Lahr ist Peter Helmann wieder da! Mit Kollegin Ruth Biesing und sechs SchülerInnen des Rhein-Maas Gymnasiums. Und Franz Josef verstärkt die Fahrermannschaft.peterh3schuelerziel gruppenfoto

39. Etappe Weil – Freiburg

Freitag, 5. September – Samstag 6. September.

Wir verabschieden uns vom Rhein. Das Wasser steht erstaunlicherweise nicht sehr hoch und Susanne nimmt ein kühlendes Fußbad. Denn es ist warm, Leute! Die Sonne scheintzumindest zeitweise, und das tut so gut!

fussbad-im-rhein-webNun geht es am badischen Wein entlang Richtung Schwarzwald.laeufer-oben-am-rhein-web

peter-vor-weinberg-webDino übernimmt die Fackel, 15 km will er laufen.

dino-nimmt-fackel-webDann passiert, was sich bisher vermeiden lies: ein falscher Tritt und er stürzt. Vorbei ist es mit dem Laufen. Fahrradfahren geht so gerade noch. dino-und-karl-webUnd erstmal ist unklar, wie schlimm er verletzt ist, wie lange er ausfällt. Peter überbringt die schlechte Nachricht, die Stimmung ist entsprechend gedämpft. Die Läufer werden erst mit einiger Verspätung am Zielort sein.peter-am-brunnen-webDoch dann kommen sie endlich, eine knappen Stunde später als erwartet, allen voran Brigid Wefelnberg. Die gebürtige Amerikanerin lebt seit 1988 in Süddeutschland. Sie nennt sich selbst hoffnungslose Abenteuerin, macht seit 15 Jahren Alpinläufe, Wüstenrennen und Ultramarathons weltweit. Ihre heutige Herausforderung: die Fackle ins Freiburger Rathaus tragen.8brigidansprache-fb-webzeitung

Gut, das in Freiburg ein Ruhetag geplant ist. So können sich alle, erholen, allen voran Dino. Der einzige Tagespunkt: Stadführung.

stadfuehrungAm Freiburger Münster gibt es einen Wassespeier, der es den Fotografen besonders angetan hat.wasserspeierDie bunten Glasfenster im Münster sind noch original. Sie wurden im Krieg entfernt und sicher gelagert. Die gotischen Fenster im Langhaus wurden von den Handwerkszünften bezahlt, die dafür im Fenster ihr Logo hinterlassen haben.buntfenster schmiedelogoDie Führung durchs Münster blieb kurz, denn ein Orgelkonzert stand an. Wer Dagmar kennt, weiß, dass sie im Münster blieb, die anderen gingen noch das Ellenmaß überprüfen, das am nordwestlichen Strebepfeiler des Turms in die Wand eingelassen ist. organistelle-gela elle-karl elle-susanne elle-tom

 

37. Etappe Schaffhausen – Laufenburg

Mittwoch, 3. September.

Erster Höhepunkt des Tages: der Rheinfall. Läufer bei bestem Wetter vor grandioser Kulisse.rheinfallrheinfall2

 

Galina und Genadi haben eine wunderschöne Alternative für den Fall gefunden, dass man mal nicht weiß, wo die Fackel ist: die Blumenfackel :) blumenfackel1 blumenfackel2

Laufenburg, der heutige Zielort, ist eine Zwillingsstadt: rechtsrheinisch, in Baden, liegt das deutsche Laufenburg, linksrheinisch im Kanton Aargau das schweizerische. Das ist so seit Napoleon 1801 Laufenburg geteilt und den Rhein gleichzeitig zur neuen Landesgrenze erklärt hat.

Deutsche Seite

Deutsche Seite

Schweizerisch Seite

Schweizerisch Seite

laufengurg3Trotz Trennung – die Regionalplanung über die Grenzen hinweg funktioniert gleichermaßen hervorragend wie das gemeinsame feiern der alemannischen Fasnacht.

Klar, das auch die Stamm- und Ortsläufer das Verbindende betonen wollen. Sie kommen auf beiden Seiten des Rheins. Das Timing – nicht ganz perfekt, aber man trifft sich doch rechtzeitig auf der alten Brücke, der Laufenbrücke.

laeufe-deutsche-seite-weblaeufer-kommen-wfackel-aufstellen-von-schweDie Brücke sei Symbol für die Verbundenheit der beiden Schwesterstädte, sagt der deutsche Bürgermeister Ulrich Krieger. Das sei nicht immer selbstverständlich gewesen. Im Krieg sei sie unpassierbar gewesen.

„Frieden ist etwas, dass man sich erarbeiten und pflegen muss“, meint der schweizerische Stadtammann Herbert Weiss. Ja, das haben wir im laufe der letzten Wochen immer wieder festgestellt: Frieden ist viel Arbeit.

lokalpresse

Zum Abschluss lässt Taubenzüchter Robert Frommherz 60 Tauben fliegen – sie ziehen diverse Runden über beide Laufenburgs, ehe sie sich auf den Weg nach Hause machen.

tauben-fliegen-wDer Tag klingt mit einer Fahrt auf dem Schiff „Löwe von Laufenburg“ aus. Kapitain Jürgen Schroff tuckert den Rhein rauf und runter und erzählt Geschichte, Geschichten und Annekdoten, seine Frau Luzi serviert Spaghetti mit einer hervorragend fruchtig Soße, der Wein schmeckt, das Bier auch, alle sind entspannt und zufrieden.

kapitainvom-schiff-aus-waufmschiffschiffbeinacht

36. Etappe Konstanz – Schaffhausen

Dienstag, 2. September.

Roland und Andrea Didra von der Friedensinitiative Konstanz bringen uns Frühstücksbrötchen. roland-undUnd erzählen die Story vom Bäcker und den Leuten vom Rüstungsbetrieb, die dem Bäcker sagten, dass sie nicht mehr bei ihm kaufen würden, sollte dieser an die falschen (oder richtigen?) Leute Brötchen liefern. Und sie erzählen die Story vom strafversetzten Pfarrer, der die Website Waffen vom Bodensee aufgebaut hat.

Heute verlässt uns Peter Hellmann zum zweiten Mal – allerdings mit dem Ausblick auf erneutes Wiedersehen in Straßburg. Mit Schülern vom Rhein-Maas Gymnasium. Wir freuen uns drauf!

Und wir haben weitere Verstärkung bekommen. Zum einen laufen zwei Freunde von Konni aus Weißrussland mit. Galina und Genadi begleiten uns jetzt für zwei Wochen!! Herzlich willkommen!ga-geUnd dann ist ja noch Peter Bartels Tochter Susanne dabei. Sie ist gestern schon auf den letzten 6 Kilometern bis Konstanz eingestiegen, heute legt sie mit 20 km richtig los nach dem Abtrocknen :)

su-baDann kam noch Matthias aus dem schweizer Wiel. Er kann nur einen Tag mitlaufe, aber das tut er gründlich: von Berlingen bis Mammern und dann nochmal von Stein am Rhein bis Schaffhausen. Sieben Ortsläufer aus Konstanz laufen bis zum ersten Zwischenstopp in Berlingen mit.

ortslaeufer Jean Pierre und Siegbert entschließen sich spontan, bis Mammern weiterzulaufen – und dann nochmal bis Stein – weil es so schön ist :)

ablaufam-rheinabklatschenUnd das ist es wirklich. Die Sonne scheint, es bleibt trocken und der Weg führt häufig am Rhein entlang. Romantische kleine Städtchen. Stein ist das romantischste von allen. stein stein-2

Mittagspause. Ein Jagdhorn ertönt. Ungewohnte Klänge, nicht leicht zu orten. Eine Frau steht unter einem Baum und bläst ins Horn bis sie aus der Puste ist. Sie geht auf die Jagd, erzählt sie, und beherrscht als eine der wenigen Frauen auch das Blasinstrument dazu.jagdhornIn Schaffhausen werden wir im Haus der Wirtschaft empfangen – nebenan ein ehemaliges „Haus des Streits“, erzählt man uns, eines Nachbarschaftsstreits. Doch seit 1788 heißt es die Wirtschaft zum Frieden. Wie passend.friedenswirtschaft

Die Kinder der Schulklasse, die auf dem letzten Kilometer mitliefen, stürzen sich auf die wohlverdienten Chips und Brötchen.jungs-am-tisch

Unsere Unterkunft heute – ein umgebauter Luftschutzbunker. Kaserne hatten wir ja schon, in Ustikolina, Bosnien. Bunker ist neu im Übernachtungsrepertoir.zivilschutz bunkertuerUnd dann noch das – als bliebe einem nix erspart. Tom und Heinz wollen den Renault plus Anhänger, der noch in Lindau steht, mal eben abholen und nach Laufenberg bringen. Unterwegs – Schwertransporter, Staus, die Fahrst wird zur 6-(SECHS!)stündigen Tortur. Die Armen sind erst spät in der Nacht wieder zurück, werden aber wenigstens noch führsorglich bekocht.