Archiv für den Monat: Juli 2014

4. Tag – Tag der Katzen und Hunde (update 1.8.)

Heinz wird zum Helden der Nacht. Schon am Abend hatte ein Köter erst Marie, später Bernd bei seiner GuteNacht-Zigarette, aggressiv aus der Dunkelheit neben dem Haus angeknurrt. Plötzlich mitten in der Nacht ist das Tier im Flur unseres Motels. Man hört „Sheeet, sheeet“, dann etwas leitwolfhaft kräftiger. Heinz schaffte es tatsächlich, das seltsame Viech zu verjagen.

Endlich, am vierten Tag, dreht sich heute am Nachmittag nach der Südostschleife unsere Laufrichtung Richtung Norden. Das bedeutet: Erstmals kommen wir Aachen näher. Schon fliegen die Beine schneller. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es nach dem Aufstieg auf 1.070 Meter ins serbische Bajina Basta bergab geht. Und weil es entgegen der Vorhersage zu regnen aufgehört hatte.

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Grenzübertritt nach Serbien 18 Kilometer hinter Visegrad. Auf bosnischer Seite will sich uns ein Kätzchen anschließen. „Das“, weiß Männer-Kennerin Nikoleta mit schnellem Blick, „ist doch ein Kater, da, guck mal,  ist doch das Gehänge“. Wir sehen nur Fell. Auch auf serbischer Seite keinerlei Kontrollen der Autos. Allerdings gab es ein Problem: Jürgen. Der konnte es nicht lassen, ein Foto von der lauschigen Grenzanlage mitten im Wald zu machen. Das fand der sehr gestrenge Herr Wachhabende strenggesichtig aber so was von gar nicht lustig. Er zitierte Jürgen aus einer Entfernung von gut 30 Metern zu sich, Jürgen musste sich vor das Fotografieren verboten – Schild stellen und es sich intensiv angucken. Dann bitte den Chip löschen. Halt, nein, nee… Nach kurzer Diskussion beließ es die serbische Autorität beim Löschen des einen Bildes.

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Symbolbild: Bernd versucht die Zöllner zu beruhigen.

Der 4. Tag ist ansonsten ein trauriger. Wir müssen uns nach zwei Drittel der Strecke von der Hellmann-Family (Vater Peter, Töchter Marie und Jenny) verabschieden. Alle drei versprechen in den Alpen oder spätestens beim Weg durch Bayern wieder dabei zu sein. Mujo fährt sie zum Flughafen nach Sarajevo. Auch Lukas sitzt im Wagen zum Airport. Er muss aus beruflichen Gründen (ein plötzlicher dicker Auftrag) seine geplanten zehn Tage abkürzen. Lukas ist ein Knaller. Er ist an jedem der vier Lauftage vom Start weg einen Marathon gelaufen und hat den anderen dadurch einiges an Laufarbeit abgenommen. Auch Lukas will irgend möglich noch mal ein Wochenende zu uns stoßen. Hoffentlich!

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Lukas auf dem Weg zum Pass.

Es regnet Katzen und Hunde, wie der Angelsachse sagen würde. Auf den letzten Kilometern hatte Lukas im strömenden Regen ein streunender Hund begleitet. Damit hatten wir nach den zehn Schulkindern von Ustikolina und den 20 Kilometer mitjoggenden Soldaten auf dem Weg nach Gorazde eine ganz neue Art von Ortsläufer. Die Fackel wollte er im prasselnden Regen allerdings nicht in die Schnauze nehmen. Ein dickes Sandwich lenkte den verspielten Kerl dann ab.

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In Bajina Basta laufen wir mit zwei Sportlern des Ortes ein. Der eine ist serbischer Jugendmeister im Hochsprung (2, 10 Meter), der andere Mittelstreckencrack. Die Damen in unserer Gruppe sind doch vom knackigen komplett schwarzen Outfit der beiden angetan. Im Ort einiger Jubel und Applaus, weil die beiden bekannt sind. Vielleicht galt ns auch was davon. Konny hatte schon den Lautsprecher vor dem Touristenbüro aktiviert und so donnerten die Neogene-Lieder durch den Ort.

Die Begrüßung: serbisch kühl wie am Tag zuvor in Visegrad, und jenseits größerer Öffentlichkeit. Ein Lauf, der von Sarajevo startet, macht misstrauisch, sagen unsere Bosnier.

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3.Tag – Ustikolina – Višegrad

Die Sonne brennt ganz gut heute morgen und Mirza Zonić, der Fußballer aus Tuzla, schnürt seine Laufschuhe. Wir sind in der Kaserne von Ustikolina, wo wir übernachtet haben.

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Mirza ist hier Soldat. Drei Soldaten werden die Friedensflamme mittragen, Mirza, sein Fußballkollege Almir Adilović und der bosnische Marathonläufer Zaim Šuman.

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Almir Adilović

Sie laufen mit bis Goražde, wo der Bürgermeister und begeistert klatschende Goraždianer uns empfangen und Hits der lerzten 10 Jahre in Rekordlautstärke über den Platz dröhnen – extra für uns.
Urkunden werden an die Gastläufer verteilt und weiter geht’s.

Die Strecke führt durch diverse Tunnel, manche so lang, dass man das Licht am Ende ertsmal nicht sieht. Wir fahren mit unserem roten Filmbus schon mal vor und ich frage mich, wie das ist, hier durchzulaufen. Nicht so schlimm, wie es aussieht, erfahre ich später.

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Der offizielle Empfang in Višegrad ist leicht unterkühlt, ein Vertreter des Tourismusbüros spricht ein paar Sätze und ignoriert die Frage nach Grußworte von Jugendlichen, die wir mit nach Straßburg nehmen wollen. Als Antwort wünscht er wortreich einen schönen Abend – und das war’s.

Umso freundlicher werden wir in dem kleinen Hotel am Rande des Ortes aufgenommen. Alle haben Hunger, Konni verarbeitet in seinem Viel-Sterne-Kochmobil die versehentlich halbgefrorenen Bananen zu köstlich nahrhafter Bananenmilch.

FNawrath_MG_4181Danach – Soße mit Sojafleisch. Extrem lecker – nur – das Gas ist alle bevor der Reis gekocht werden kann. Nur Soße mit Sojakram, das kann nicht reichen nach so einem Lauf. Panik kommt auf, Mägen knurren vernehmlich. Spontan werden im Hotelrestaurant Nudeln für uns gekocht, in mehreren Etappen, bis alle – fast – satt sind. Das nenn ich Gastfreundschaft!

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Der zweite Lauftag

Heute war schon mehr Strecke zu bewältigen – 60 km. Und viele waren immer noch ausgelaugt von der strapaziösen Anreise. Zwei „Flammen“, der gut trainierte Marathonläufer Lukas Küpper und der Kickbikefahrer Peter Bartel waren so großartig, sehr früh aufzustehen und schon mal gut was wegzuschaffen. Ich glaube, es waren gut 25 km oder mehr. Danke dafür!

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Der Rest durfte etwas länger schlafen und wurde zum Treffpunkt gefahren. Da gab es erstmal gemeinsames Frühstück.

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fruehstueck2Etappenziel war heute der kleine Ort Ustikolina. Wir wurden sehr sehr herzlich empfangen. Kids aus dem Ort in Fußballmanschaftsstärke liefen gemeinsam das letzte Stück bis zum Festplatz mit.

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Auf dem Festplatz gab es berührende Worte von beiden Seiten und viel Applaus für die Läufer und für die Idee von flame for peace. Das Bosnien das erste Land unseres Europalaufs ist, haben sie sehr deutlich und auch stolz wahrgenommen.

ustikolina-flammeZum Abschluss haben jungen Damen des Ortes für uns getanzt – voller Temperament und guter Laune.

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Zurück ins Schwimmbad

In Tosici, dem Ziel vom ersten Tag, gab es keine Unterkunft, nur eine Wiese. Da wir nur 35 Kilometer von Sarajevo entfernt waren, sind wir in unser vertrautes Heim, die Gymnastikhalle des Olympia Schwimmbads zurückgekehrt. Dort gibt es ja bekanntlich Duschen und die waren heiß begehrt.

Am ersten Tag hat die Versorgung noch nicht 100%ig geklappt und wenn Wasser beim Anstieg und 30° im falschen Fahrzeug ist, ist das suboptimal. So gab es eine Besprechung in „unserer “ Halle.

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gymraum1 Die Übernachtung im Schwimmbad war schon ziemlich skuril.  Mitten im normalen Badebetrieb liefen 13 Flameforpeaceler rum. Gepäck durch die Umkleidekabinen schleppen, der Eingang zum Bad direkt neben unserem Raum, Duschen nur mit Badezeugs – eigentlich. Morgens weckten vielfältiges Geföhne und Duschrauschen frühzeitig, außer am Bajram, dem Zuckerfest am Ende des Ramadan. Da waren alle in der Moschee nebenan. Ich war sehr früh wach, bin durchs menschenleere Schwimmbad geschlendert und habe mir die aus der Moschee strömenden Massen angesehen.schwimmbadschwimmbad-moscheemoschee2moschee1